Der Vorspann...

Wer hat nicht schon von der Seidenstrasse gehört und den sagenhaften Städten an diesem Bündel von Wegen, welche durch Gebiete und Länder führten, die wir heute als Türkei, Iran, Turkmenistan, Uzbekistan, Tadjikistan, Kirgisistan, Kasachstan, Pakistan, Afghanistan, Indien und China kennen, oder hat gar davon geträumt, auf Marco Polos Spuren zu wandeln und Teile der legendären Karawanenstrassen selbst zu bereisen?

Ich hatte diese Idee, seit mich als Jugendlicher Mitte der Siebzigerjahre die Fernsehserie über Citroëns "Crosière Jaune", der transasiatischen Pionierfahrt mit Halbkettenfahrzeugen ua. über den Pamir und in meinen ersten Töffjahren 1983 ein Reprint von Max Reisch’s Buch „Indien – lockende Ferne“ fesselte, seinem Bericht über die erste Motorradreise auf dem Landweg nach Indien überhaupt, mit einer kleinen 250er Puch im Jahre 1933.
Über Jahre blieb die Idee scheinbar unrealisierbares Projekt, denn immer wieder gab es kriegerische oder politische Gründe, die Reise nicht anzutreten. Und immer wieder hatte ich trotz all der unterschiedlichsten Schwierigkeiten in diesen Ländern von Töfffahrern gelesen, welche die Reise schafften. (Die Dünne an Berichten ausschliesslich derer konnte nicht als nützlicher Indikator gelten...)

Letztes Jahr war nach einem Vierteljahrhundert genügend abgewartet, schliesslich hatte die Reise stattzufinden, solange noch das Bein über den Sattel geschwungen werden kann.
Fredy war etwa auf demselben Stand der Weisheit und wollte auf eine lange Töfftour, und so war die Reise schliesslich schnell beschlossene Sache.

Die Seidenstrasse erhielt ihren Namen von einem der wichtigsten Güter, welche von China durch Zentralasien und bis zum Mittelmeer transportiert wurden. Trotz der jahrhundertelangen Benutzung dieser Handelswege aber blieb in abendländischen Welten vieles über sie unbekannt und oft entsprang das Wissen alleinig den Mythen aus dem Morgenland. Vielleicht hörte man von Erzählungen aus 1001 Nacht, von Aladin oder Ali Baba oder dieser nocturnalen Scheherazade. Und kaum einer hat je im Koran geschneuggt. Das dann wäre für einen braven Toggenburger auch gar zu befremdlich.

Sven Hedin startete ab 1885 mehrere waghalsige Expeditionen nach Persien, Zentralasien, Indien und China. Er schrieb in etwa über die Seidenstrasse „...als stünde ich am Rande eines unermesslichen Raumes, wo rätselhafte Welten sich in Ewigkeit ergeben” oder „...ich war früh auf die wilden Wege Asiens hinausgekommen, hatte zuviel von der Pracht und Herrlichkeit des Orients, von der Stille der Wüsten und der Einsamkeit der langen Wege verspürt”.

Venedig 1324, Marco Polo lag auf dem Sterbebett. Seinen Zeitgenossen schienen seine Reiseberichte noch immer so phantastisch, dass er seines Seelenheiles zugunsten gebeten wurde, all die vermeintlichen Lügengeschichten endlich zurückzurufen. Doch er bekräftigte „Ich habe nicht die Hälfte dessen erzählt, was ich gesehen habe!“

So ähnlich werden es auch wir halten. Vieles haben wir eh’ bereits wieder vergessen, an vieles werden wir uns erst später wieder erinnern, und vieles wäre kaum glaubwürdig zu vermitteln, trotz all der modernen Aufzeichnungsmittel und Verbreitungsmedien. Zum Glück. Es wäre jammerschade, müsste das Wagnis der Reise nicht mehr unternommen werden, um zu all solchen Erfahrungen wie unseren selbst erfahrenen zu gelangen! mn

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